Die verschiedenen FIRE-Arten

Die verschiedenen FIRE-Arten. Welche gibt es?

Jetzt dreht sich doch der ganze Blog um das Thema FIRE, aber ich habe bisher noch keinen Beitrag über die verschiedenen FIRE-Arten geschrieben. Das muss sich jetzt aber ändern! Viel Spaß beim Lesen!

FIRE – was ist das eigentlich?

Für was steht eigentlich das Akronym FIRE? Kurz und knapp:

  • Financial
  • Independence
  • Retire
  • Early

Auf deutsch also: finanzielle Unabhängigkeit – frühe Rente.

Es geht im Grunde darum, möglichst früh im Leben so viel Kapital angespart zu haben, dass Arbeiten für den Rest des Lebens optional ist. Und wie wird das erreicht? In der Regel durch die Anlage des Kapitals an der Börse (der größten Wohlstandsmaschine aller Zeiten), der damit einhergehenden Vermehrung und später dann dem Verzehr der Erträge daraus oder sogar des gesamten Kapitalstocks (wenn du nichts vererben willst).

Also noch einmal in kurz und einfach:

  1. Spare möglichst viel Geld von deinem Einkommen
  2. Investiere das Geld an der Börse breit gestreut
  3. Wiederhole das immer wieder jahrelang
  4. Wenn das Vermögen groß genug geworden ist:
  5. Gehe in Frührente

Die verschiedenen Arten

Da wir jetzt endlich mal geklärt haben, was eigentlich FIRE bedeutet, geht es nun darum die verschiedenen Ausprägungen davon genauer anzuschauen. Ich habe die Liste hauptsächlich absteigend nach dem zu erreichenden Vermögen geordnet. Zur Einfachheit habe ich ohne Steuern gerechnet. Das heißt, die tatsächlich notwendigen Kapitalstöcke sind eigentlich noch etwas höher.
Außerdem ist die Berechnung immer nur für eine Person gedacht. Will man die gesamte Familie versorgt wissen, erhöhen sich die Summen entsprechend (50 % mehr für jede weitere Person im Haushalt > 14 Jahren und 30 % mehr für jede Person im Haushalt < 14 Jahren). (Siehe neue OECD-Skala, Gewichtungsfaktoren, Link)

FAT-FIRE

Diesen Zustand hat man erreicht, wenn das Vermögen jährliche Erträge von mindestens 100.000 $ / € abwirft. Eher noch mehr. Damit ist ein Lebensstil sichergestellt, der komplett ohne Arbeit auskommt und viele Reisen und einen luxuriösen Lebensstil ermöglicht. Entsprechend groß muss auch das Vermögen ausfallen –> anhand der 4%-Regel mindestens 2,5 Millionen $ / €.

–> Vermögen: >= 2.500.000 € / $

Vorteile:

  • Leben im Luxus
  • keinerlei Geldsorgen

Nachteile:

  • es dauert sehr lange, bis dieser Zustand erreicht wird

CHUBBY-FIRE

Direkt darunter kommt dann Chubby-FIRE. Hier ist das Leben in Freiheit nicht ganz so „fett“, aber doch etwas fülliger. Daher kommt übrigens auch der Name (chubby = mollig). Wir brauchen hier also nicht ganz so viel passives Einkommen im Jahr und damit auch weniger Vermögen. Als Beispiel nehmen wir hier einfach mal 60.000 $ / € pro Jahr, was dann ca. 1,5 Millionen $ / € entspricht, welche angespart werden müssen.

–> Vermögen: >= 1.500.000 € / $

Vorteile:

  • Leben in oberer Mittelklasse
  • kaum Geldsorgen
  • schneller erreicht als Fat-FIRE

Nachteile:

  • Luxusleben ist nicht möglich
  • längere Ansparphase als bei Traditional-FIRE

TRADITIONAL-FIRE

Anschließend folgt das Traditional-FIRE, wie es ursprünglich mal definiert wurde. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der aktuelle Lebensstil genauso auch in der Rentenphase fortgeführt werden soll. Laut Statista beträgt das Durchschnittsnettojahresgehalt von ledigen Arbeitnehmern ohne Kind ca. 27.400 €. Das wäre dann in etwa auch die Summe, die das Vermögen abwerfen sollte. Also in etwa 685.000 €.

–> Vermögen: >= 685.000 € / $

Vorteile:

  • noch schneller erreicht
  • ein angenehmes Leben kann geführt werden

Nachteile:

  • nur durchschnittliche Ausgaben sind möglich
  • kein Luxus

LEAN-FIRE

Darunter kommt dann Lean-Fire. Das englische Wort „lean“ bedeutet mager. Im Grunde muss das Vermögen von jemandem, der Lean-FIRE erreicht hat, nur die Basisausgaben decken (Wohnen, Lebensmittel, einfacher Transport). Hier ist dann kein Urlaub, kein Taschengeld und quasi kaum auswärts Essen inkludiert. Es wird einfach nur ein Leben auf Basis-Niveau durch das Vermögen finanziert.

Häufig ist diese FIRE-Art bei Frugalisten anzutreffen. Es geht ihnen darum, ihre Ausgaben maximal zu beschränken, um möglichst viel in den Kapitalstock einzahlen zu können. Damit kann der Lean-FIRE-Zustand sehr schnell erreicht werden. Da der Weg dahin aber immer noch mehrere Jahre dauert, empfinden Frugalisten zu diesem Zeitpunkt dann kein Bedürfnis mehr, mehr auszugeben. Es ist zur Gewohnheit geworden, zu sparen. Viele müssen dann erst wieder lernen, mehr Geld auszugeben und sich etwas zu gönnen.

Das Gegenteil eines Frugalisten kannst du übrigens hier bewundern: „I wui aber!“ 😉

Ein solches Budget könnte etwa 18.000 $ / € pro Jahr betragen, was 1.500 $ / € pro Monat entspricht. Damit bräuchte man ein Vermögen von ca. 450.000 €.

–> Vermögen: >= 450.000 € / $

Vorteile:

  • relativ schnell erreicht
  • Leben ist abgesichert

Nachteile:

  • Keine großen Sprünge möglich
  • kein Luxus / Urlaube
  • hohe Sparleistung nötig
  • Frugalismus / Verzicht

GEO-FIRE

Die Verbindung von Lean-FIRE mit der Ausnutzung von Geo-Arbitrage ergibt dann Geo-FIRE. Hierbei baut man sich ein Vermögen in einem teuren Land (mit hohen Löhnen) auf und verlagert die Rentenphase dann in günstigere Länder (zum Beispiel Südostasien). Damit wird nochmal eine geringere Summe benötigt, um das Leben zu finanzieren. So reichen in Thailand zum Beispiel ca. 1.000 € / Monat aus, um gut zu wohnen, öfters essen zu gehen und am Strand auszuspannen. Daher wird hier nur noch ein Kapitalstock von ca. 300.000 € benötigt.

–> Vermögen: >= 300.000 € / $

Vorteile:

  • sehr schnell erreichbar
  • Leben, wo andere Urlaub machen
  • bessere klimatische Verhältnisse

Nachteile:

  • nur im Ausland möglich
  • keine großen Sprünge möglich
  • hohe Sparleistung nötig
  • Frugalismus / Verzicht

BARISTA-FIRE

Bei dieser Art geht es darum, einen Teil der Lebenshaltungskosten aus Erträgen des Vermögens finanzieren zu können. Dies eröffnet dann die Möglichkeit in Teilzeit bis zum Eintritt der offiziellen Rente zu arbeiten oder aber einen weniger gut bezahlten Job (dafür evtl. weniger stressig / fordernd) auszuüben.

Nehmen wir an, dass in etwa 500 € / Monat durch das Vermögen finanziert werden sollen. Das sind dann 6.000 € im Jahr. Dafür reichen dann schon 150.000 € als Kapitalstock.

–> Vermögen: >= 150.000 € / $

Vorteile:

  • am schnellsten erreichbar
  • viel angenehmerer Job möglich

Nachteile:

  • klassisches FIRE wird nie erreicht
  • im Alter immer noch auf die Rente angewiesen

SLOW-FIRE

Noch eine Stufe darunter befindet sich Slow-FIRE. Dabei geht es darum, nicht die maximal mögliche Sparquote zu fahren, sondern bewusst Ausgaben zu tätigen, die Erlebnisse oder Freude produzieren (Urlaube, schicke Dinge, Wohnung, etc.). Die Auswirkung davon ist dann, dass die Frührente einfach später erreicht wird. Das zu erreichende Vermögen ist also ähnlich groß wie beim Traditional-FIRE.

–> Vermögen: >= 685.000 € / $

Vorteile:

  • ein gutes Leben bis zur Rente
  • viele Erlebnisse / Urlaube

Nachteile:

  • später Eintritt in Rente

COAST-FIRE

Coast-FIRE ist dann nochmal eine Schippe darunter. Hier geht es darum, genügend Kapital angespart zu haben, das sich dann bis zur geplanten Rente soweit verzinsen kann, dass der aktuelle Lebensstil aus den Erträgen daraus finanziert werden kann. Sobald dieser Punkt erreicht ist, wird in aller Regel die Sparleistung eingestellt und das Einkommen voll ausgegeben.

Diese Art habe ich schon in einem Artikel behandelt: Coast-FIRE

Und auch einen Rechner dazu gibt es hier auf dem Blog: Coast-FIRE-Rechner

Vorteile:

  • der Lebensstandard in der Rente ist gesichert
  • angenehmes Leben bis zur Rente

Nachteile:

  • später Eintritt in Rente
  • ziemlich lang einen Chef haben

Mischformen

Es ist auch möglich, die verschiedenen Fire-Arten zu mischen. Entweder in zeitlicher Abfolge oder direkt fließend. So kann man zum Beispiel in einer Barista-FIRE-Phase trotzdem weiter in den Kapitalstock sparen, um somit später dann doch noch Lean-FIRE zu erreichen.
Oder man erreicht Barista-FIRE, geht dann für mehrere Jahre auf Teilzeit und kehrt dann wieder zurück in Vollzeit (zum Beispiel nachdem die Kinder volljährig sind), um doch noch in den FIRE-Stufen aufzusteigen.

Fazit

Was ist nun das Fazit zu den verschiedenen FIRE-Arten?

Je nach persönlichen Vorlieben und Zielen macht jeweils eine Art davon am meisten Sinn.
Die einen wollen möglichst schnell finanziell frei werden und sind dafür bereit, ihren Lebensstandard abzusenken (Lean-FIRE).
Die anderen wollen sich ein Leben in Luxus erarbeiten und nehmen es dafür in Kauf, länger auf das Ziel zu warten (Fat- und Chubby-FIRE).
Wieder andere wollen die Vorteile der beiden Strategien vereinen und entscheiden sich daher für Barista-, Slow- oder Coast-FIRE.

Und was macht DerFinanznomade?

Gute Frage 😊

Ich denke, am Besten lässt es sich so beschreiben: Ich arbeite mich von unten nach oben vor.

Zuerst hatte ich Coast-Fire erreicht (Vermögensstand von 266.000 €, für eine Rente von 2.500 € monatlich ab meinem 60. Lebensjahr).
Anschließend habe ich 3 Jahre und 3 Monate in der Barista-FIRE-Phase gelebt. In dieser Zeit habe ich nur noch Teilzeit (30 statt 38 Wochenstunden) in meinem Job gearbeitet, aber dennoch weiter gespart.
Während dieser Phase waren dann irgendwann meine (sparsamen) Lebenshaltungskosten durch die Kapitalerträge gedeckt, was mich dazu veranlasst hat, in die Lean-FIRE-Phase überzugehen und meinen Job zu kündigen. Seitdem arbeite ich nur noch für eigene Projekte, die mir Spaß machen (dieser Blog, Instagram, Coaching, eigene Produkte, Optionshandel, neue Finanz-App). Nebenbei bereisen wir nun schon zum zweiten Mal Südostasien (Malaysia, Thailand, Bali).
Langfristig will ich weiterhin den Kapitalstock erhöhen und weiter auf der FIRE-Leiter nach oben steigen. Nächstes Ziel ist das Traditional-FIRE.
Im Grunde geht es nur noch darum, die Lebensqualität weiter zu steigern und weiterhin nur das zu Arbeiten, was mir wirklich Spaß macht 😊
Endziel wäre dann eine Mischung von Chubby- und Fat-FIRE. Ich würde nämlich gerne die 2 Millionen € im Depot erreichen, um damit auch meine (noch zu gründende) Familie finanziell frei zu machen.

Und jetzt du!

Kennst du noch weitere FIRE-Arten?

Welchen Typ FIRE strebst du an?

Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Ich beschäftige mich seit 2015 mit den Themen Finanzen, Frugalismus, Lebensführung und der Frage, wie man ein erfülltes Leben führt. Die finanzielle Unabhängigkeit habe ich schon erreicht. Jetzt geht es darum, mein Wissen zu teilen und anderen zu helfen, ebenfalls ein erfülltes Leben zu führen.

4 thoughts on “Die verschiedenen FIRE-Arten

  1. Na, ich denke das traditionelle haben wir ( 2 Personen ) durchaus erreicht. Wir planen auch nur noch 3 Jahre im Angestelltenverhältnis, ob das noch zu etwas mehr reicht? Keine Ahnung, mit der gesetzlichen Rente vielleicht.

    Mit freundlichen Grüßen
    Fam. Plutusandme

    1. Hey,

      vielen Dank für deinen Kommentar!

      Glückwunsch dazu schonmal!

      Wenn ihr in den drei Jahren noch etwas in den Markt investiert, bestimmt! Ist ja aktuell wieder bisschen Ausverkauf, da lohnt sichs richtig.

      Und wenn die Rente noch zusätzlich reinkickt, umso besser.

      Liebe Grüße aus Bali,
      Manuel

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