Optionen erklärt – Teil 14: Die Auswahl der richtigen Strategie

Optionen erklärt Teil 14: Die Auswahl der richtigen Strategie

Nachdem wir nun wissen, welche Strategien es gibt, wie man den Basiswert auswählt und was man tut, wenn der Trade gegen einen läuft, ist es nun an der Zeit, die Auswahl der richtigen Strategie zu lernen.

Vorwort

In dieser Beitragsserie möchte ich euch das Wissen zum Thema Optionen vermitteln.

Ihr findet alle weiteren Beiträge zum Thema hier.

TeilInhalt
1Grundbegriffe
2Die Put-Option
3Die Call-Option
4Die Griechen
5Cash covered Put vs naked Put
6Covered Call vs. naked Call
7Credit vs. Debit Spreads
8Strangles und Straddles
9Der Iron Condor
10Die Auswahl des Underlyings
11Risiko und Moneymanagement
12Die Königsdisziplin Rollen
13Achtung: Earnings / Dividenden
14Auswahl der richtigen Strategie
15Tipps für die TWS

Rückblick

Vor Kurzem haben wir alles über das Risiko und Moneymanagement, die Königsdisziplin Rollen und was wir bei Earnings / Dividenden beachten sollten gelernt.

Aufbauend auf diesem Wissen können wir uns nun an die Auswahl der richtigen Strategie machen. Was sollte man dabei achten?

Das Gefühl für die zukünftige Kursbewegung

Zuallererst müssen wir ein Gefühl für die wahrscheinliche zukünftige Kursbewegung unserer Underlyings (Basiswerte) bekommen. Generell kann keiner (wirklich keiner!) die Zukunft sicher voraussagen. Wir können nur davon ausgehen, dass sich die Aktienkurse langfristig den Fundamentaldaten annähern werden, welche wir im Artikel Die Auswahl des Underlyings kennengelernt haben. Kurzfristig hingegen kommt es eher auf Chartmuster an, da hier die Psychologie der Marktakteure ins Spiel kommt (die selbsterfüllende Prophezeiung).


Options-Coaching
  • Du willst endlich den Rendite-Booster im Depot zünden?
  • Du willst in allen Marktphasen – egal ob fallend oder steigend – Geld verdienen?
  • Du willst dich endlich für deine Limit-Orders und fürs Warten bezahlen lassen?
  • Die Statistik soll endlich auf deiner Seite sein?
  • Du willst wissen, wie du mit Optionen jährlich 10 – 30 % Rendite erwirtschaften kannst?

Die Charttechnik für die Auswahl der richtigen Strategie

Daher schauen wir uns nun diverse Chartmuster und technische Indikatoren an, mit denen wir eine Meinung über die zukünftige Marktentwicklung bekommen können.

Unterstützungen und Widerstände

Eine Unterstützung ist ein Kurslevel, bei dem es immer wieder zum Stoppen von fallenden Notierungen kommt. Meistens folgt direkt darauf der Turnaround und die Aktie steigt wieder. Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Unterstützung:
bei Erreichen Trendumkehr wahrscheinlich –> steigende Kurse

Ein Widerstand hingegen ist ein Kurslevel, bei dem es immer wieder zum Stoppen von steigenden Notierungen kommt. Meistens folgt darauf die Trendwende und die Aktie fällt wieder. Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Widerstand:
bei Erreichen Trendumkehr wahrscheinlich –> sinkende Kurse

Trendkanäle

Ein Trendkanal ist die Kombination von Widerständen und Unterstützungen, welche einen Kanal in einer Richtung ausbilden. Dabei prallt der Kurs immer wieder von den Rändern des Kanals ab. Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Trendkanal:
an den Rändern des Kanals Trendumkehr wahrscheinlich

Bollinger-Bänder

Ein sehr wichtiger Indikator sind die Bollinger-Bänder. Sie machen nämlich die Volatilität des Basiswerts sichtbar, indem sie die zweifache Standardabweichung vom zentralen gleitenden Durchschnitt anzeigen. Laut Statistik bewegt sich der Preis in ca. 95 % aller Fälle innerhalb der Bollinger-Bänder. Dies bedeutet, dass Kurse außerhalb der Bänder nicht nachhaltig sind und vermutlich innerhalb weniger Tage wieder in die Spanne zurückkehren. Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Bollinger-Bänder:
Kurs außerhalb der Spanne der Bänder: nicht nachhaltig –> Rückkehr wahrscheinlich

RSI (Relative Stärke Indikator)

Der RSI ist ein weiterer wichtiger Indikator in unserem Repertoire. Meistens wird der RSI (14) verwendet, was bedeutet, dass die Kursbewegungen der letzten 14 Tage ausgewertet werden. Der Indikator schwankt zwischen 0 und 100 und gibt damit die Prozentzahl der Handelstage an, in denen die Kurse gestiegen sind. Ein RSI unter 30 bedeutet, dass der Wert überverkauft ist und vermutlich bald wieder steigende Kurse auftreten. Dies erkennt man, wenn der Indikator über 30 steigt. Ist der RSI über 70, ist die Aktie überkauft und es werden wahrscheinlich bald sinkende Kurse folgen. Dies erkennt man dann sobald der Indikator unter 70 zu sinken beginnt. Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

RSI (14):
> 70 –> überkauft –> sinkende Kurse wahrscheinlich
< 30 –> überverkauft –> steigende Kurse wahrscheinlich

Der gleitende Durchschnitt

Der gleitende Durchschnitt (GD), auch SimpleMovingAverage (SMA) genannt, ist der gleitende Durchschnitt des Kurses der letzten x Handelstage. Gebräuchlich sind hier 20, 50 und 200 Tage. Liegt der Kurs über diesem Durchschnitt, kann das ein Indikator für weitere Kurssteigerungen sein. Liegt er darunter ist das eher ein Zeichen für fallende Kurse.

Hier ein Beispiel (in Blau der 20er SMA, in lila der 50er SMA und in grün der 200er SMA):

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Überkreuzen von gleitenden Durchschnitten:
überkreuzt ein kurzlaufender SMA einen langlaufenden von unten, ist das ein Indikator für steigendes Momentum / Kurse.
überkreuzt ein kurzlaufender SMA einen langlaufenden von oben, ist das ein Indikator für fallendes Momentum / Kurse.

Die implizite Volatilität (IV)

Die Volatilität gibt an, wie schwankungsfreudig der Kurs eines Basiswerts innerhalb der letzten 12 Monate war. Man nennt sie dann die historische Volatilität. Im Gegensatz dazu gibt es die implizite Volatilität, welche die von den Marktteilnehmern erwartete Volatilität angibt. Sie ist in den Preisen für Optionen enthalten. Hier ein Beispiel zur Aktie KO (Coca Cola) – roter Pfeil zeigt hohe IV an, blauer Pfeil niedrige IV:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

implizite Volatilität:
höher als die historische –> hohe Optionspreise, Wahrscheinlichkeit, dass die IV sinkt
niedriger als die historische –> niedrige Optionspreise, Wahrscheinlichkeit, dass die IV steigt

Die generelle Marktverfassung bei der Auswahl der richtigen Strategie

Unabhängig von den einzelnen Underlyings (Basiswerten) sollten wir uns noch anschauen, wie die generelle Marktverfassung auf breiter Front ist. Ist zum Beispiel gerade übergeordnet eine Krise oder ein Crash am laufen? Oder befinden wir uns in ruhigem Fahrwasser und damit meistens in einem Bullenmarkt?

Der VIX

Diese Antwort liefert uns der VIX – ein Volatilitätsindex an der CBOE (Chicago Board of Exchange). Steigt er, bzw. steht er hoch, haben wir es mit größerer Unruhe im Markt zu tun – die Volatilität (und damit die gezahlten Prämien für Optionen) ist also hoch. Fällt er, bzw. steht er niedrig, haben wir dagegen wenig Absicherungsbedürfnis im Markt – die Optionsprämien sind entsprechend niedrig. Aber Achtung: hier ist es wahrscheinlich, dass es bald wieder zu fallenden Kursen kommt! Hier ein Beispiel:

Dieser Inhalt kann nur von Mitgliedern gesehen werden.
Jetzt kostenlos Mitglied werden!

Hier können wir sehr schön sehen, dass der VIX, sobald er die Bollinger-Bänder nach oben verlässt, sofort wieder zu sinken beginnt.

VIX:
oberhalb des oberen Bollinger-Bandes –> bald sinkender VIX, Erholung an den Märkten
unterhalb einem Wert von 20 –> Vorsicht! Vermutlich bald Kurssturz an den Märkten

Woher bekomme ich die Indikatoren?

Eine sehr gute Seite, welche kostenlos ein Charttool anbietet ist: Boerse.de

Wie komme ich zu den Indikatoren?
Einfach auf die Webseite gehen, nach einer Aktie suchen und dann bei Charts auf Profichart klicken.

Außerdem können die Indikatoren in so gut wie jedem Broker-Interface angezeigt werden. Die TWS von BANX Broker kann dies ebenfalls.

Die Volatilitätskennzahlen von einzelnen Basiswerten kann man sehr gut und kostenlos auf der Seite von iVolatility.com einsehen.

Wie komme ich zu den Volatilitätswerten?
Hier der Direktlink zur BLK-Aktie: implizite und historische Volatilität von BLK

Die Auswahl der richtigen Strategie

Jetzt haben wir uns mit Hilfe der Indikatoren eine Meinung über die zukünftige Kursentwicklung unseres Basiswerts gemacht. Nun geht es darum, die dazu passende Strategie auszuwählen.


Coaching Titelbild
  • Du willst endlich unabhängiger von deinem Job / deinem Chef werden?
  • Du willst deine Finanzen selbst in die Hand nehmen und nicht mehr auf dubiose Bankberater vertrauen?
  • Du willst Geld nur noch für Dinge ausgeben, die dir wirklich wichtig sind?
  • Du hast vor, in der Rente nicht in Armut zu leben?
  • Du willst vielleicht sogar schon jetzt in Teilzeit arbeiten oder in Frührente gehen?

Kurserwartung: bullisch

Wir erwarten steigende Kurse für unser Underlying. Der allgemeine Marktzustand ist auch gut und der VIX nicht kleiner gleich 20.

ErwartungStrategieimpliz. VolaZeitwertverfallGewinnVerlust
sehr bullischLong Basiswert➡️0️⃣♾️♾️
sehr bullischLong Call↗️♾️begrenzt
bullischBull Call Debit Spread↗️begrenztbegrenzt
moderat bullischCovered Call↘️begrenzt♾️
schwach bullischShort Put↘️begrenzt♾️
schwach bullischBull Put Credit Spread↘️begrenztbegrenzt
Mögliche Strategien bei bullischer Kurserwartung

Wie wir der Tabelle entnehmen können, kommt es jetzt zum einen darauf an, wie bullisch wir eingestellt sind und zum anderen auf unsere Erwartung der Veränderung der implizierten Volatilität:

  • Sind wir sehr bullisch und gehen wir von gleichbleibender IV aus, sollten wir long im Basiswert gehen (also einfach Aktien kaufen).
  • Sind wir sehr bullisch und gehen wir von steigender IV aus, sollten wir eher einen Long Call kaufen, da dieser von der Steigerung der IV profitieren wird.
  • Sind wir bullisch und gehen wir von steigender IV aus, sollten wir eher einen Bull Call Debit Spread (Kauf von 1 x long Call Strike am Geld, Verkauf von 1 x short Call Strike aus dem Geld) eingehen.
  • Sind wir nur moderat bullisch und gehen wir von fallender IV aus, sollten wir einen Covered Call (Kauf von 100 Aktien und Verkauf von 1 x short Call mit Strike aus dem Geld) eingehen.
  • Sind wir schwach bullisch und gehen wir von fallender IV aus, können wir einen Short Put (Verkauf 1 x short Put Strike am Geld) eingehen.
  • Sind wir schwach bullisch und gehen wir von fallender IV aus, können wir auch einen Bull Put Credit Spread (Verkauf 1 x short Put Strike am Geld und Kauf 1 x long Put Strike niedriger als short Put) eingehen.

Kurserwartung: egal / neutral

Uns ist die Preisentwicklung egal (Hauptsache es bewegt sich etwas) oder wir positionieren uns neutral (Preis bleibt innerhalb Spanne).

ErwartungStrategieimpliz. VolaZeitwertverfallGewinnVerlust
egallong
Strangle / Straddle
↗️♾️begrenzt
neutralshort
Strangle / Straddle
↘️begrenztunbegrenzt
neutralIron Condor↘️begrenztbegrenzt
Mögliche Strategien bei egaler / neutraler Kurserwartung

Wie wir der Tabelle entnehmen können, kommt es jetzt hauptsächlich darauf an, wie unsere Erwartung der Veränderung der implizierten Volatilität ausfällt:

  • gehen wir von einer steigenden IV aus und generell von einer bevorstehenden Änderung des Kurses (egal ob nach oben oder nach unten) sollten wir einen Straddle (Kauf von 1 x long Put am Geld und Kauf von 1 x long Call am Geld) oder einen Strangle (Kauf von 1 x long Put aus dem Geld und Kauf von 1 x long Call aus dem Geld) eingehen.
  • gehen wir von einer fallenden IV aus und denken, dass sich der Kurs in einer gewissen Spanne bewegen wird, sollten wir einen Iron Condor (Verkauf von 1 x short Put Strike aus dem Geld, Kauf von 1 x long Put Strike niedriger als short Put, Verkauf von 1 x short Call Strike aus dem Geld und Kauf von 1 x long Call Strike höher als short Call) eingehen.

Kurserwartung: bärisch

Wir erwarten fallende Kurse für unser Underlying. Der allgemeine Marktzustand kann auch fallend sein, muss es aber nicht.

ErwartungStrategieimpliz. VolaZeitwertverfallGewinnVerlust
schwach bärischBear Call Credit Spread↘️begrenztbegrenzt
schwach bärischShort Call↘️begrenzt♾️
moderat bärischCovered Put↘️begrenzt♾️
bärischBear Put Debit Spread↗️begrenztbegrenzt
sehr bärischLong Put↗️♾️begrenzt
sehr bärischShort Basiswert↗️0️⃣♾️♾️
Mögliche Strategien bei bärischer Kurserwartung

Wie wir der Tabelle entnehmen können, kommt es jetzt zum einen darauf an, wie bärisch wir eingestellt sind und zum anderen auf unsere Erwartung der Veränderung der implizierten Volatilität:

  • Sind wir schwach bärisch und gehen wir von fallender IV aus, können wir einen Bear Call Credit Spread (Verkauf 1 x short Call Strike am Geld und Kauf 1 x long Call Strike höher als short Call) eingehen.
  • Sind wir schwach bärisch und gehen wir von fallender IV aus, können wir einen Short Call (Verkauf 1 x short Call Strike am Geld) eingehen.
  • Sind wir nur moderat bärisch und gehen wir von fallender IV aus, sollten wir einen Covered Put (Leerverkauf von 100 Aktien und Verkauf von 1 x short Put mit Strike aus dem Geld) eingehen.
  • Sind wir bärisch und gehen wir von steigender IV aus, sollten wir eher einen Bear Put Debit Spread (Kauf von 1 x long Put Strike am Geld, Verkauf von 1 x short Put Strike aus dem Geld) eingehen.
  • Sind wir sehr bärisch und gehen wir von steigender IV aus, sollten wir einen Long Put kaufen, da dieser von der Steigerung der IV profitieren wird.
  • Sind wir sehr bärisch und gehen wir von steigender IV aus, sollten wir short im Basiswert gehen (also einfach Aktien leer verkaufen).

Fazit zur Auswahl der richtigen Strategie

Wie wir gesehen haben, gibt es für absolut jede Marktlage eine passende Strategie. Dabei teilen sie sich in direktionale und in cashflow-basierten Strategien auf.

Die direktionalen wendet man immer dann an, wenn von großen Kursbewegungen ausgegangen wird. Hier bleibt man entweder im Underlying selbst oder aber wird zum Käufer von Optionen.

Bei den cashflow-basierten Strategien arbeitet der Zeitwertverfall für den Stillhalter, da er Optionen verkauft hat. Und wie wir wissen, vergeht die Zeit immer, ganz unabhängig von den Kursbewegungen 😉

Wo kann man Optionen handeln?

Optionen handeln bei ESTABLY Broker

Leider bietet nicht jeder deutsche Broker den Handel mit Optionen an. Und wenn, dann meistens mit horrenden Gebühren (z.B. 20 € Gebühr pro Trade – bei 50 € Prämie nicht sehr lukrativ…).

Meldest du dich über meinen Link (inkl. Eingabe des Gutscheincodes) an, kostet dich der Verkauf einer Option nur 3 $ bzw. 1,8 € (anstatt 3,5 $ und 2,0 €). Damit bleibt der Löwenanteil der Prämie bei dir und nicht beim Broker!

Konnte dir der Beitrag weiterhelfen?

Hast du das Prinzip verstanden?

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Ich beschäftige mich seit 2015 mit den Themen Finanzen, Frugalismus, Lebensführung und der Frage, wie man ein erfülltes Leben führt. Die finanzielle Unabhängigkeit habe ich schon erreicht. Jetzt geht es darum, mein Wissen zu teilen und anderen zu helfen, ebenfalls ein erfülltes Leben zu führen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert