Optionen erklärt – Teil 9: Der Iron Condor

Optionen erklärt Teil 9: Der Iron Condor

Vorwort

In dieser Beitragsserie möchte ich euch das Wissen zum Thema Optionen vermitteln.

Ihr findet alle weiteren Beiträge zum Thema hier.

TeilInhalt
1Grundbegriffe
2Die Put-Option
3Die Call-Option
4Die Griechen
5Cash covered Put vs naked Put
6Covered Call vs. naked Call
7Credit vs. Debit Spreads
8Strangles und Straddles
9Der Iron Condor
10Die Auswahl des Underlyings
11Risiko und Moneymanagement
12Die Königsdisziplin Rollen
13Achtung: Earnings / Dividenden
14Auswahl der richtigen Strategie
15Tipps für die TWS

Die fünfte Strategie

Wir haben nun schon die Grundbegriffe kennen gelernt. Außerdem wissen wir, was ein Put und was ein Call ist. Die mathematischen Grundlagen (Griechen), die hinter dem Optionspreis stecken, haben wir auch schon behandelt. Die erste Strategie (das Schreiben von Puts) kennen wir ebenfalls schon. Genauso, wie die zweite Strategie (das Schreiben von Calls), die dritte Strategie (das Schreiben von Spreads) und die vierte Strategie (Strangles und Straddles).

Mit diesem Wissen können wir nun über die fünfte Strategie sprechen – den Iron Condor.


Options-Coaching
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Der Iron Condor

Wer den vorangegangenen Artikel – und hier im besonderen den angepassten Strangle – aufmerksam gelesen hat, wird gleich feststellen, dass der Iron Condor sehr ähnlich aussieht. Er ist nämlich ein spiegelverkehrter angepasster Strangle 😉

Aus wie vielen und welchen Legs besteht nun also der Iron Condor?

Wir haben hier 4 Legs, bestehend aus 2 Calls und 2 Puts. Von jeder Sorte wird ein Kontrakt gekauft (long) und einer verkauft (short). Dabei werden die long-Positionen immer weiter aus dem Geld gelegt, als die short-Positionen. Man könnte auch sagen, dass der Iron Condor aus einer Kombination von Bear Call Credit Spread und Bull Put Credit Spread besteht (mehr Infos zu den Spreads findest du im Artikel Credit vs. Debit Spreads).

Wir haben es hier also mit einer Stillhalter-Position zu tun, denn wir erhalten den Cashflow, ohne eine Meinung zur weiteren Kursbewegung zu haben. Es reicht uns, wenn sich der Kurs des Basiswerts in einer gewissen Spanne bis zum Ablaufdatum bewegt.

Sehen wir uns das an einem Beispiel an. Wir handeln dabei folgende Optionen (mit dem gleichen Verfallstag):

  • -1 x Put mit Strike 49 (wir verkaufen einen Put mit Strike 49, gehen also short und erhalten dafür eine Prämie in Höhe von 50 Geldeinheiten)
  • +1 x Put mit Strike 47 (wir kaufen einen Put mit Strike 47, gehen also long und müssen dafür eine Prämie in Höhe von 25 Geldeinheiten bezahlen)
  • -1 x Call mit Strike 51 (wir verkaufen einen Call mit Strike 51, gehen also short und erhalten dafür eine Prämie in Höhe von 50 Geldeinheiten)
  • +1 x Call mit Strike 53 (wir kaufen einen Call mit Strike 53, gehen also long und müssen dafür eine Prämie in Höhe von 25 Geldeinheiten bezahlen)

Damit ergibt sich dann folgendes Risikoprofil:

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Insgesamt haben wir damit 50 Geldeinheiten an Prämie eingenommen und starten daher mit einem Gewinn. Bewegt sich nun der Kurs des Basiswerts innerhalb unserer Short-Strikes erhalten wir den maximalen Gewinn (50 Geldeinheiten). Sobald sich der Kurs des Underlyings noch weiter davon wegbewegt, wird unser Gewinn zuerst immer kleiner, bis wir in die Verlustzone kommen. Von da an steigt der Verlust immer weiter, bis wir beim maximalen Verlust angekommen sind. Dieser ergibt sich durch den größeren Abstand der Long- und Short-Position auf einer Seite (also entweder zwei Calls oder zwei Puts) abzüglich der eingenommenen Prämien für die Short-Positionen und zuzüglich der ausgegebenen Prämien für die Long-Positionen. In unserem Beispiel also:

Maximaler Verlust im Beispiel:
Call-Seite: |53 – 51| * 100 – (50 + 50 – 25 – 25) = 150 Geldeinheiten
Put-Seite: |49 – 47| * 100 – (50 + 50 – 25 – 25) = 150 Geldeinheiten
–> Maximaler Verlust = Maximum von Call-Seite und Put-Seite –> 150 Geldeinheiten

Merke: Durch das Aufsetzen eines Iron Condors gehen wir davon aus, dass sich der Kurs des Basiswerts bis zum Verfall der Optionen in einer gewissen Spanne bewegen wird. Beim Aufsetzen dieser Strategie erhalten wir einen Credit (positive Gesamtprämie) und starten somit im Gewinn. Der maximale Verlust ist durch die passende Auswahl der Long-Strikes begrenzt.

Sequenzielles Aufsetzen des Iron Condor

Um unsere Rendite weiter zu erhöhen können wir dazu übergehen, den Iron Condor nicht sofort komplett aufzusetzen. Es empfiehlt sich, das Underlying zuerst zu beobachten. Prallt der Kurs von einer Unterstützung oder einem Widerstand ab, können wir beginnen, den ersten Spread aufzusetzen.

Beispiel: Der Kurs des Basiswerts bewegt sich normalerweise in einer Spanne zwischen 55 und 45 Dollar (Chartzeitraum 1,5 – 2 x geplante Tradelaufzeit wählen). Wir warten ab, bis der Kurs am Widerstand von 55 nach unten abprallt. Anschließend setzen wir einen Bear Call Credit Spread auf (Strikes: 55 short, 57 long). Danach entwickelt sich der Kurs in Richtung untere Unterstützungszone, an der er wieder nach oben abprallt. Wir setzen nun einen Bull Put Credit Spread auf (Strikes: 45 short, 43 long). Damit ist nun unser Iron Condor vollständig. Wir haben ein Maximum an Prämie eingenommen.

Warum bringt diese sequentielle Vorgehensweise eine höhere Prämie bei gleichbleibendem Risiko ein?

Wie wir in Optionen erklärt – Teil 4: Die Griechen gelernt haben, haben Optionen am Geld den höchsten Zeitwertanteil und sind damit am teuersten bepreist. Damit sind auch die Optionsprämien am Geld am höchsten –> mehr Gewinn für den Stillhalter.

Sequenzielles Schließen des Iron Condor

Genauso, wie wir den Iron Condor sequentiell eröffnen können, ist es auch möglich, ihn Schritt für Schritt wieder zu schließen.

So bietet es sich an, die Call-Seite zu schließen – und damit Gewinne mitzunehmen – wenn sich der Kurs des Basiswerts gerade an der unteren Chartbegrenzung (Unterstützungszone) befindet. Spiegelbildlich das Schließen der Put-Seite an Widerständen (bei hohen Kursen).

Damit lässt sich nochmal etwas Extra-Gewinn aus der Strategie generieren.

Die Rendite des Iron Condor

Da der Iron Condor im Prinzip aus zwei Spreads besteht, haben wir hier auch die doppelte Rendite eines Spreads zu erwarten. Das wären dann bis zu 5 % pro Monat bei voller Auslastung der Margin.

Realistischerweise dürften wir uns aber eher bei ca. 25 % jährlich bewegen, da wir auch öfter mal adjustieren (rollen) müssen und am Ende doch nicht 100 % der Margin genutzt werden.

Achtung, Steuern!

Leider ist der deutsche Staat bei seinem Bestreben, die Bürger vor sich selbst zu schützen, übers Ziel hinaus geschossen. Es wurde die unsägliche Verlustverrechnungsbeschränkung eingeführt. Damit können pro Jahr nur noch maximal 20.000 € Verluste mit Gewinnen aus Kapitalerträgen verrechnet werden. Übersteigen die Verluste diese Grenze, werden sie in die nachfolgenden Jahre vorgetragen. Dies bedeutet, dass Steuern fällig werden können, obwohl man im Verlust ist!

Beispiel: Wir haben Verluste durch die gekauften long-Optionen in Höhe von 25.000 € erzielt. Gleichzeitig haben wir aber Gewinne durch short-Optionen in Höhe von 26.000 € erzielt. Jetzt dürfen aber nur 20.000 € der Verluste angerechnet werden. Ergo müssen 6.000 € „Gewinn“ mit 1.500 € Steuer versteuert werden, obwohl wir eigentlich nur 1.000 € verdient haben. Erst im nächsten Jahr kann man dann die noch fehlenden 5.000 € Verlust in der Steuererklärung angeben. Gibt es aber keine Gewinne, bleibt man auf den Verlusten sitzen!

Zusammengefasst: Die gezahlten Prämien für die Absicherung (long-Positionen) werden nur bis zur Verlustverrechnungsgrenze mit den Gewinnen aus dem Verkauf der Short-Optionen verrechnet. Daher sollten Iron Condors nur sehr begrenzt eingesetzt werden, um sich hier kein Eigentor zu schießen!

Handelt man dagegen im Mantel einer Kapitalgesellschaft (GmbH, UG oder Ähnliches) greift diese Begrenzung nicht.


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Wann setzt man den Iron Condor ein?

Was sind nun also die Voraussetzungen für den Iron Condor?

Der Iron Condor ist eine der beliebtesten Strategien von Stillhaltern. Die Erwartung an den Markt ist dabei eine Seitwärtsbewegung des Basiswertkurses.

Solltest du von größeren Bewegungen ausgehen, wäre eine direktionale-Strategie die bessere Wahl.

Erwartung an KursIron Condor
komplett
Iron Condor
sequentiell
Put-Seite
Iron Condor
sequentiell
Call-Seite
stark steigend☑️
steigend☑️
gleichbleibend☑️
fallend☑️
stark fallend☑️
Entscheidungsmatrix Iron Condor

Wo kann man Optionen handeln?

Optionen handeln bei ESTABLY Broker

Leider bietet nicht jeder deutsche Broker den Handel mit Optionen an. Und wenn, dann meistens mit horrenden Gebühren (z.B. 20 € Gebühr pro Trade – bei 50 € Prämie nicht sehr lukrativ…).

Meldest du dich über meinen Link (inkl. Eingabe des Gutscheincodes) an, kostet dich der Verkauf einer Option nur 3 $ bzw. 1,8 € (anstatt 3,5 $ und 2,0 €). Damit bleibt der Löwenanteil der Prämie bei dir und nicht beim Broker!

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Hast du das Prinzip verstanden?

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Ich beschäftige mich seit 2015 mit den Themen Finanzen, Frugalismus, Lebensführung und der Frage, wie man ein erfülltes Leben führt. Die finanzielle Unabhängigkeit habe ich schon erreicht. Jetzt geht es darum, mein Wissen zu teilen und anderen zu helfen, ebenfalls ein erfülltes Leben zu führen.

2 thoughts on “Optionen erklärt – Teil 9: Der Iron Condor

  1. Hallo Manuel,

    ich habe gestern einmal meinen ersten Iron Condor auf KO aufgesetzt. Gleich mal komplett mit 74 DTE. Der maximale Verlust ist ja auf die Legweite abzüglich der Summe Prämien beschränkt. Durch die 4xKosten lohnen sich nur kürze Laufzeiten kaum.

    Hast Du schon Handelserfahrungen?

    VG,
    Torsten

    1. Hey Torsten,

      Danke für deinen Kommentar.

      Ja, ich habe da schon Erfahrungen. Wenn du die Legs weiter auseinandersetzt, verdient der Iron Condor mehr, dafür ist das Risiko höher.

      Ich handle aber aufgrund der Steuer keine Iron Condors mehr. Wegen der Verlustverrechnungsbeschränkung kommt man da ziemlich schnell in Probleme.

      Grüße,
      Manuel

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