Genussrechte meines Arbeitgebers
Bei meinem Arbeitgeber konnte und kann man immer noch Genussrechte zeichnen. Damit erhält man zwar kein Stimmrecht, ist aber am Unternehmensgewinn über die Ausschüttung beteiligt.
Rein rechtlich ist ein Genussrecht als nachrangiges Kapital zu sehen, welches kein Stimmrecht verbrieft. Dies bedeutet, dass man im Fall der Pleite als vorletzter entschädigt wird. Danach kommen nur noch die Eigentümer. Zuvor erhalten alle anderen Gläubiger ihren Anteil. Daher ist ein Genussrecht mit einem höheren Risiko behaftet, als z.B. eine Anleihe. Dies führt aber auch dazu, dass die Zinsen darauf höher ausfallen (als Kompensation für das Risiko).
Als ich 2015 in Vollzeit bei meinem Arbeitgeber anfing, war ich schon eine längere Zeit im Unternehmen (Praxissemester, Werkstudententätigkeit, Bachelorarbeit) tätig. Währenddessen habe ich mitbekommen, dass sehr gute Gewinne erwirtschaftet werden. Das Beste daran war, dass sich die Mitarbeiter per Genussrechte daran beteiligen können. Genau dies wollte ich auch, vor allem, da ich die zukünftigen Chancen des Unternehmens als hoch einstufte. Mir war bewusst, dass ich mit der Anlage ein hohes Risiko eingehe. Und dies auch noch für die nächsten 10 Jahre (dies war die Mindesthaltedauer der Genussrechte).
Trotzdem habe ich einen Teil meines Kapitals genommen und für 25.000 € Genussrechte gezeichnet. Fortan gab es darauf ansehnliche jährliche Ausschüttungen. Netto (nach Kapitalertragsteuer) wurde fast immer die 10 % Rendite überschritten. 2019 habe ich dann nochmal für 5.000 € nachgelegt. Mehr ging leider nicht, da aufgrund der Nachfrage (und einiger unternehmenssteuerlicher Unklarheiten) die maximale Summe auf eben diese 5.000 € begrenzt wurde.
Die Zahlen zu meinen Genussrechten
Nachfolgend siehst du mein investiertes Kapital und die erhaltenen Netto-Ausschüttungen:
Jahr | Kapital investiert | Ausschüttung Netto | Netto-Rendite |
---|---|---|---|
2016 | 25.000 € | 3.081,21 € | 12,32 % |
2017 | 25.000 € | 2.449,87 € | 9,80 % |
2018 | 25.000 € | 3.596,58 € | 14,39 % |
2019 | 30.000 € | 3.263,42 € | 10,88 % |
2020 | 30.000 € | 2.756,52 € | 9,19 % |
2021 | 30.000 € | 3.534,00 € | 11,78 % |
2022 | 30.000 € | 3.169,56 € | 10,57 % |
Gesamt | 21.851,16 € | 78,93 % |
Und hier noch grafisch aufbereitet:
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Die letzte Ausschüttung kannst du übrigens in meinem Monatsbericht Oktober 2022 nachlesen.
Die Rechte hatte ich Mitte diesen Jahres gekündigt. Der Grund dafür sind meine Zukunftspläne, welche sich geändert haben. Damit einher geht ein erhöhter Kapitalbedarf in den nächsten Jahren. Bisher hatte ich nicht mit einer Rückzahlung vor 2025 gerechnet, aber da andere Mitarbeiter investieren wollten, konnte ich früher aus der Anlage herauskommen.
Vor wenigen Tagen habe ich nun die 30.000 € zurückerhalten und bin sehr dankbar darüber, da sich damit viele neue Möglichkeiten für die nähere Zukunft eröffnen.
Vor- und Nachteile
Welche Vor- und Nachteile bieten Genussrechte generell?
Vorteile
Zuerst einmal die Vorteile:
Hohe Rendite möglich
Genussrechte bieten normalerweise eine höhere Rendite als zum Beispiel Anleihen des selben Unternehmens. Wenn man Glück hat, wird man sogar direkt anteilig am Bilanzgewinn beteiligt und kann hier dann zweistellige Jahresrenditen erzielen.
Identifikation mit Firma
Durch die direkte Beteiligung an der Firma identifizierst du dich viel mehr damit. Denn jetzt ist ein kleiner Teil davon ja „deine“ Firma. Dies führt dann oft dazu, dass du mehr auf Kosten achtest, Gewinnchancen fürs Unternehmen siehst und nutzen willst. Haben nun viele Mitarbeiter Genussrechte, kann das zu einer erhöhte Profitabilität des Unternehmens führen.
Informationsvorsprung
Durch deine Insinder-Position innerhalb des Unternehmens bekommst du viel mehr mit als ein Außenstehender. Du kannst dir vllt. interne Kalkulationen anschauen, Gewinnmargen einsehen und generell die aktuelle Auslastung einschätzen. Somit hast du einen Informationsvorsprung, der dir bei der Entscheidung für oder gegen das Investment helfen kann.
Nachteile
Aber auch die Nachteile sollten nicht vergessen werden:
Hohes Ausfallrisiko
Genussrechte haben generell ein hohes Ausfallrisiko, da die Diversifikation komplett fehlt. Schließlich hängt das Ergebnis des Investments von dem Wohlergehen nur eines einzigen Unternehmens ab. Außerdem liegen Genussrechte im Falle der Insolvenz ganz unten auf der Liste der Entschädigungsberechtigten. Das bedeutet, dass du so ziemlich als letzter in der Kette dein Geld siehst (falls noch etwas übrig ist, nachdem alle anderen ausgezahlt wurden).
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Sobald du Genussrechte hast, bist du noch mehr von deinem Arbeitgeber abhängig, als du es ohnehin schon bist. Nun hängt nicht nur dein Arbeitseinkommen vom Unternehmen ab, sondern auch noch dein angelegtes Geld. Das bedeutet dann auch doppeltes Risiko im Insolvenzfall. Denn dann verlierst du nicht nur deinen Job, sondern auch dein Geld!
Lange Bindungsfristen
Meistens gehen mit der Zeichnung von Genussrechten auch sehr lange Bindungsfristen einher. Oft muss das Geld für mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte angelegt werden. Dies macht aus Unternehmenssicht Sinn, doch für dich bedeutet es, dass du (beziehungsweise dein Geld) sehr lange ans Unternehmen gebunden bist. In dieser gesamten Zeit trägst du das Ausfallrisiko, wie oben schon geschrieben.
Kein Mitspracherecht
Selbst, wenn du sehr viele Genussrechte von deinem Arbeitgeber kaufst, darfst du nicht im Unternehmen mitbestimmen. Du hast keine Stimmrechte, da du kein Eigenkapital / Stammkapital an der Firma hältst. Das bedeutet, dass andere entscheiden, was mit deinem Geld passiert. Du kannst nur zusehen und hoffen.
Was habe ich mit dem Geld vor?
Wie du vielleicht schon hier auf dem Blog oder auf Instagram gelesen hast, planen wir, nächstes Jahr ab Mai für 3 Monate zu reisen. Dies soll dann der Auftakt in unser neues besseres, freieres Leben sein. Ohne festen Job, ohne Chef und ohne Verpflichtungen. Wir wollen die Zeit bis zur Familiengründung noch nutzen und uns die Welt ansehen. Finanzieren sollen uns das die Kapitalerträge und dieser Blog. Nicole will dann als virtuelle Assistentin arbeiten und ebenfalls ihren Reiseblog weiterführen.
Wie auf meiner Fortschrittsseite schon angemerkt brauche ich dafür einen Puffer. Dieser soll als Sicherheit dienen, wenn die Kapitalerträge mal zwischenzeitlich nicht so hoch ausfallen. Schließlich kann es sein, dass wir vor der nächsten Rezession stehen. Hier will ich auf jeden Fall vorbereitet sein.
Wie genau ich das Geld auf den Puffer oder auf weitere Anlagen aufteile, muss ich mir noch überlegen. Jedenfalls werde ich die nächsten Sparpläne am 20.11. gut aufstocken und nochmal die niedrigen Börsenkurse nutzen.
Wie sind deine Erfahrungen mit Genussrechten?
Hast du Genussrechte in deinem Vermögen?
Wenn ja, von dem Unternehmen, in dem du arbeitest?
Wie ist es dir damit bisher ergangen?
2 thoughts on “Genussrechte”