Die Vorteile des Lesens

Die Vorteile des Lesens

Überall nur noch Smombies

Kennt ihr das auch? Ihr seid unterwegs und müsst irgendwo warten / habt Leerlauf? Zack, ist das Smartphone in der Hand. Dies fällt mir mittlerweile fast überall auf. Egal ob im Wartezimmer einer Arztpraxis – dort bedient sich so gut wie keiner mehr an den ausgelegten Zeitschriften – oder beim Bäcker, im Supermarkt, auf dem Stadtplatz, in Cafés, ja selbst sogar beim Mittagessen in der Kantine. Egal wohin man blickt, überall nur gesenkte Köpfe, die auf Smartphones starren. Am Besten sind aber die Leute, die von A nach B gehen und ebenfalls den Blick nicht vom Handy lösen können. Hier warte ich manchmal schon drauf, dass es eine Kollision mit der nächsten Straßenlaterne gibt (Schande über mein Haupt 🙈). Diese Leute nennt man übrigens Smombies – eine Wortneuschöpfung aus Smartphone und Zombie.

Ich mache mir dann oft den Spaß und beobachte die Leute, was sie so am Smartphone machen. Die meisten scrollen irgendwie geistesabwesend durch „soziale“ Netze wie Instagram oder Facebook oder schauen sich irgendwelche Videos auf TikTok und dergleichen an – am Besten noch mit voller Lautstärke, damit auch ja alle anderen Anwesenden etwas von diesen hochgeistigen Ergüssen haben 🤦‍♂️.

Alternativ dazu wird das hundertste tolle Katzenvideo auf WhatsApp hin und her geschickt oder Sprachnachrichten aufgenommen und angehört. Natürlich darf der obligatorische „Ping“ alle zwei Sekunden nicht fehlen, damit auch ja jeder weiß, dass eine neue Nachricht eingetroffen und man absolut wichtig ist.

Fast nie sehe ich jemanden, der einen längeren Text oder Artikel liest. Sollte sich mal jemand auf eine Nachrichtenseite verirrt haben (was ich generell eher weniger empfehle) wird dort natürlich nicht der „langweilige“ Text gelesen, sondern sich die News in Kurzform per Video reingezogen.

Wann hast du das letzte mal jemanden gesehen, der ein Buch im Wartezimmer oder auf einer Parkbank liest? Wann hast du das zuletzt selbst gemacht?

Irgendwie scheint das in der heutigen Konsumgesellschaft einfach nicht mehr „In“ zu sein? 🤔

Die Aufmerksamkeitsspanne

Es gibt diverse Studien (hier und hier), die aufzeigen, dass die menschliche Aufmerksamkeitsspanne (die Zeit in der wir uns auf ein Thema voll konzentrieren können, bevor unsere Gedanken abschweifen) seit dem Jahr 2000 sinkt. Schuld daran ist der vermehrte Konsum von Videos und Social Media. Das Smartphone ist immer in Reichweite und senkt sogar ausgeschaltet unsere Konzentration. Nur wenn es sich in einem anderen Raum befindet, können wir uns wieder richtig konzentrieren. Das liegt daran, dass das Gehirn ständig damit beschäftigt ist, nicht an das Smartphone zu denken oder welche Benachrichtigungen wohl schon wieder auf uns warten. (Quelle)

Doch wie ist das, wenn wir Lesen?

Unser Gehirn muss Höchstleistung vollbringen, damit es aus dem Buchstabensalat etwas Sinnvolles und Verständliches machen kann. Zuerst einmal muss jeder Buchstabe erkannt, anschließend Wörter daraus geformt und diese dann mit Hilfe von Grammatik in einen sinnvollen Satz überführt werden. Danach werden Bilder daraus generiert und sogar Erinnerungen getriggert. Und all dies innerhalb von Bruchteilen von Sekunden. Da bleibt keine Zeit, um die Aufmerksamkeit länger auf andere Dinge zu richten. Unser Gehirn lernt also, sich auf eine Sache zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen.

Training des Gehirns

Beim Lesen werden die Gehirnzellen stimuliert, kognitive Fähigkeiten trainiert und Vokabular und Konzentrationsfähigkeit verbessert. Sogar die emotionale Intelligenz wird gesteigert. Komplexe Zusammenhänge müssen verstanden werden, man taucht viel tiefer in ein Thema ein als bei einem Video. Die so erlernten Fähigkeiten kann das Gehirn dann auch bei anderen Tätigkeiten gewinnbringend nutzen. Auch das Gedächtnis wird sehr gut trainiert. So müssen wir z.B. bei einem Roman viele verschiedene Personen auseinanderhalten und uns merken, welche Geschichten und Informationen zu ihnen gehören. Selbst geistige Krankheiten können durch Lesen vermieden werden:

Vermeidung von Demenz und Alzheimer

Mittlerweile gibt es schon mehrere Studien wie diese hier, welche zeigen, dass Alzheimer und Demenz durch viel Lesen, Schreiben und geistige Auseinandersetzung verhindert oder zeitlich verzögert werden kann. Wichtig ist dabei anscheinend, schon in jungen Jahren mit den gerade genannten Aktivitäten zu beginnen und sie das ganze Leben über weiterzuführen. Na wenn das nicht ein Grund ist, mehr zu lesen?!

Wissenserweiterung

Durch Lesen wird der eigene Wortschatz erweitert, da man viele neuen Wörter kennenlernt, die vielleicht im persönlichen Umfeld eher nicht genutzt werden. Die Sicherheit in der Rechtschreibung erhöht sich ebenfalls, da das Gehirn die korrekte Schreibweise der Wörter durch wiederholtes Lesen abspeichert. Selbst die Ausdrucksfähigkeit in der verbalen Kommunikation wird verbessert, da man im unterbewussten die entsprechenden Mundbewegungen trainiert. Dies kann man sehr schön bei Kindern beobachten, die oft noch laut lesen oder ihre Lippen entsprechend mitbewegen. Erst später lernen wir, dass wir leise lesen können und unseren Mund nur noch in Gedanken dazu bewegen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Stärkung des Allgemeinwissens. Jeder Sachverhalt den wir lesen, geht unweigerlich auch in unseren Wissenschatz mit ein, selbst wenn es nur kleinere Randbemerkungen in Romanen sind.

Stressreduktion

Unser Körper ist in der heutigen Welt ständig Stressfaktoren ausgesetzt. Alles und jeder um uns herum will Aufmerksamkeit und unser Gehirn ist dauernd damit beschäftigt herauszufinden, was davon ein Risiko ist und wo die nächste Gefahr lauert. Bücher helfen uns dabei, abzuschalten und uns zu entspannen. Wir suchen uns zum Lesen ein ruhiges Plätzchen und setzen oder legen uns dazu hin. Anschließend tauchen wir vollends in die Welt des geschriebenen Wortes ab. Dies hilft dem Körper, seine Herzfrequenz zu senken und Stresshormone abzubauen.

Höhere Effizienz

Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass ich die selbe Information durch Lesen in einem Viertel der Zeit aufnehmen kann, als wenn ich ein Video anschaue. Dies liegt vermutlich daran, dass das Video in einer Geschwindigkeit produziert ist, bei der alle Zuschauer folgen können. Beim Lesen hingegen kann ich das Tempo selbst wählen. Durch oftmaliges Trainieren des „Lese-Muskels“ wirst du sogar immer schneller und schneller und kannst somit immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit aufnehmen. Da wir alle nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung haben, kannst du so Wissen viel effizienter aufbauen.

Mehr Kreativität

Dadurch dass du dich in die Charaktere eines Romans oder in die Denkweise eines Sachbuchautors hineinversetzen musst um das Gelesene zu verstehen, steigerst du deine eigene Kreativität. Dein Gehirn lernt nämlich, auch in anderen Bahnen zu denken und gegensätzliche Standpunkte zu verstehen. Außerdem kreiert dein Kopf automatisch ein Bild der handelnden Charaktere in einem Roman. Du stellst dir vor, wie sie aussehen, wie sie sprechen, sich bewegen usw. So wird auch deine Fantasie gestärkt.

Lesen verlängert dein Leben

Wenn du mehr als 3,5 Stunden pro Woche liest, senkt das dein Sterberisiko um bis zu 20 % und verlängert dein Leben um durchschnittlich 2 Jahre! Dies fand eine Studie der Yale University heraus (deutsche Zusammenfassung). Sie dauerte zwölf Jahre und umfasste 3.600 Probanden, die zum Start der Studie über 50 Jahre alt waren.

Weniger stark ausgeprägt ist dieser Effekt, wenn du weniger als 3,5 Stunden pro Woche liest. Aber dennoch signifikant messbar ist auch hier ein verringertes Sterberisiko.

Der Effekt wirkt übrigens nur bei Büchern. Nicht bei Zeitschriften oder Zeitungen. Dies kommt vermutlich daher, dass Bücher einen viel tiefer eintauchen lassen als anderes Lesematerial. Man nennt dies auch „Deep Reading“.

Fazit

Du hast nun viele Vorteile des Lesens kennengelernt. Neben dem Offensichtlichen – der Wissenssteigerung – kannst du deine Aufmerksamkeitsspanne erhöhen, dein Gehirn trainieren, Demenz und Alzheimer verhindern bzw. verzögern und deine Kreativität steigern. Du reduzierst damit Stress, und kannst dir mit einer viel höheren Effizienz Wissen aneignen. Ja du kannst sogar dein Leben damit verlängern! Und was ebenfalls noch sehr wichtig ist: Es macht einfach Spaß 🤓

Frugaler Tipp

In jeder kleineren Stadt gibt es mittlerweile eine öffentlich zugängliche Bibliothek in der du tausende Werke in der Regel kostenlos lesen kannst. Meistens muss man nämlich nur Mitglied werden, wenn man Bücher auch nach Hause mitnehmen will. Und selbst dieser Beitrag ist so lächerlich klein gegenüber den Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. So kostet der Jahresbeitrag in meinem Wohnort 20 €. Das ist oft weniger als ein einziges Buch kostet!

Vielleicht kannst du auch Bücher bei deinen Freunden und Bekannten ausleihen? So ergeben sich gleich noch interessante Gesprächsthemen und Diskussionen über das Geschriebene 😉

Wie kannst du wieder mehr lesen?

Erinnere dich an deine Kindheit zurück – vielleicht hast du damals noch gerne gelesen? Welche Gefühle und Erinnerungen bringst du damit in Verbindung?

Fang einfach klein an und nehme dir die Zeit, jeden Tag erstmal nur eine Seite zu lesen. Sobald du dann wieder Gefallen daran findest, wirst du automatisch mehr und länger lesen.

Nimm dir ein Buch mit, wenn du weißt, dass du Wartezeit überbrücken musst. Dies kann beim Arzt sein oder im Zug auf dem Weg in die Arbeit.

Ein idealer Zeitpunkt zum Lesen ist Abends kurz vor dem Einschlafen. Du kannst dir dein Lieblingsbuch mit ins Bett nehmen und wirst dann automatisch entspannt und nach einiger Zeit müde. (übrigens mein Geheimtipp für erholsamen Schlaf)

Meine Buchempfehlungen

Du findest übrigens hier meine Buchempfehlungen. Jedes genannte Buch habe ich selbst gelesen und kann es guten Gewissens weiter empfehlen. Vielleicht ist ja das eine oder andere auch etwas für dich?

Wie sieht es bei dir aus?

Liest du gerne?

Wenn ja, was? (Romane, Sachbücher)

Wie sind deine Erfahrungen damit?

Ich beschäftige mich seit 2015 mit den Themen Finanzen, Frugalismus, Lebensführung und der Frage, wie man ein erfülltes Leben führt. Die finanzielle Unabhängigkeit habe ich schon erreicht. Jetzt geht es darum, mein Wissen zu teilen und anderen zu helfen, ebenfalls ein erfülltes Leben zu führen.

4 thoughts on “Die Vorteile des Lesens

  1. Hi,

    bin da ganz bei Euch! Videos mag ich auch nicht, wenn ich stattdessen einen Artikel lesen kann.
    Ich bin eine „Leseratte“ und es hat neben den genannten noch die zusätzlichen Vorteile, dass ich mich dabei super entspannen kann.
    Bei Papierbüchern noch mehr als bei ebooks, aber letztere haben viele Vorteile, v.a. wenn man unterwegs ist.

    Nach einem Umzug mit ca. 1.000 Büchern werde ich jetzt verschlanken, da viele leider feucht geworden sind (die alte Wohnung hatte eine ….sagen wir mal: etwas durchlässige Wand. Megadoof besonders für Bücher, die man so nicht mehr bekommt und die es noch nicht als ebooks gibt. 🙁 Rettungsmission läuft, aber ist schon doof.

    Bei öffentlichen Bücherschränken sind die coolsten Bücher vermutlich am schnellsten weg. Habe aber auch schon gutes dort gefunden und werde die Tage selbst etwas Gutes dort hinterlassen. (nichts feuchtes natürlich, lol)

    Büchereien: hm naja, vieles/das meiste, was ich lesen will, gibt es dort nicht, aber ich habe eine (Gratis-)Mitgliedschaft in einer Uni-Bib für Fachliteratur, das paßt für mich eher. Die ist z.T. auch digitalisiert, geht also direkt auf den PC.

    Bei Büchern bin ich gar nicht frugal, ich kaufe viele 😉 allerdings auch oft gebraucht (Geldbeutelschonung). Bei ebooks geht das leider nicht, da ist nur der physische Platzaufwand frugal.

    Beste Grüße,
    Andrea

    1. Hallo Andrea,

      vielen Dank für deinen Kommentar 😊

      Hat mich sehr gefreut, ihn zu lesen 🙂

      Wow, 1.000 Bücher ist schon heftig 😳

      Die Erfahrung mit den Bücherschränken kann ich so nur teilen. Auch bei uns in der Stadt sind nur noch die alten, übrig gebliebenen Bücher, die keiner mehr will in den Regalen.

      Das mit der Uni-Bib finde ich echt toll, das würde ich auch machen, wenn ich in einer größeren Stadt mit Uni leben würde 🙂

      Grüße,
      Manuel

  2. Der Punkt Effizienz ist tatsächlich auch der Grund, weswegen ich lieber etwas nachlese, anstatt mir Videos anzuschauen. Bei letzterem dauert es mir immer viel zu lange, bis die Leute auf den Punkt kommen. Einen Text hingegen kann ich scannen bzw. wichtige Stellen auch mehrfach nachlesen.
    Wenn ich hingegen „richtig“ lese, dann nehme ich mir auch gerne Zeit für ein gutes Buch. Die bekommt man im Übrigen auch oft gebraucht zu einem günstigen Preis oder man deckt sich in einem öffentlichen Bücherschrank ganz kostenlos mit Lesestoff ein (dafür muss man dann aber etwas flexibler sein).

    1. Hallo Queen All,

      danke für deinen Kommentar.

      Stimmt, diesen Aspekt mit dem Scanner kenne und nutze ich auch sehr oft 🙂

      In den öffentlichen Bücherschränken habe ich tatsächlich noch nie etwas interessantes gefunden. Vielleicht liegt das auch an meinem Geschmack, aber ich habe den Eindruck, dass die Leute dort nur uralte Bücher einstellen, die eh keiner mehr haben will.

      Grüße,
      Manuel

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