Was kostet ein neues (gebrauchtes) Auto?
Laut Statista beträgt der Kaufpreis für ein neues Auto in Deutschland im Durchschnitt 37.800 €. Ein Gebrauchtwagen kostete im Schnitt zwischen 18.800 und 14.700 € (je nachdem, ob man beim Händler kauft oder privat) (Quelle) und war ca. 5,6 Jahre alt (Quelle).
Wenn man diese Zahlen betrachtet und etwas herumrechnet, kommt man auf folgendes Ergebnis:
Ein Neuwagen, der 5,6 Jahre gefahren wird und anschließend gegen einen anderen Neuwagen ausgetauscht wird, kostet im Schnitt 313 € im Monat, alleine an Wertverlust.
Wenn man sich dagegen einen Gebrauchten kauft und diesen für weitere 5 Jahre fährt, verliert man im Schnitt ca. 3 % des Neupreises pro Jahr. Das wären dann ca. 95 € im Monat.
Damit liegt alleine hier ein Einsparpotential von 218 € pro Monat!
Wenn man sich den Neuwagen dann auch noch finanziert – und das wird der Großteil machen – kommen nochmal Zinszahlungen von ca. 66 € pro Monat oben drauf (Annahme: 6 Jahre Laufzeit, 4 % Zins). Beim Gebrauchten sind es nur 29 € durch den geringeren Kreditbetrag.
Hier liegt also nochmal ein Einsparpotential von 37 € pro Monat versteckt!
Wer dann noch Rücklagen bildet, wie im Artikel Geplante ungeplante Ausgaben, braucht auch keinen Kredit mehr aufnehmen und kann sich nochmal 29 € pro Monat sparen!
Und wieviel kostet der Unterhalt eines Autos?
Reparaturen, Service, etc.
Vielleicht denkst du dir jetzt: „Aber die Reparaturkosten sind doch viel höher bei alten Autos!“ – Ja, diese Denkweise ist sehr weit verbreitet, und wird auch gerne von den Autoverkäufern bekräftigt (wem nutzt wohl so eine Aussage?).
Aber ist das wirklich so?
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Reparaturkosten von neuen Autos wesentlich höher sind als bei alten Autos?
Beispiel Scheinwerfer altes Auto: Ein Leuchtmittel kostet irgendwo zwischen 10 und 50 €. Den Einbau kann man meist relativ einfach selbst erledigen.
Beispiel Scheinwerfer neues Auto: Der tolle neue LED-Scheinwerfer kostet im Schadenfall zwischen 700 und 4.800 €. Der Einbau muss dann auch von einer Werkstatt erledigt werden, da es viel komplizierter ist. Hier kommen dann nochmal Extrakosten auf einen zu.
Neue Autos haben viel „Schnickschnack“ inkludiert, angefangen von der automatisch schließenden Heckklappe (ein Stoßdämpferset für ein altes Auto kostet ca. 50 €, das des neuen Autos zwischen 300 und 1.200 €), bis zu diversen elektronischen Spielereien wie z.B. adaptive Stoßdämpfer (altes Auto: 120 – 250 € pro Achse, neues Auto: 4-stellige Summen) oder diverse Sensoren in Frontpartie und in der Windschutzscheibe (welche bei einem Parkrempler oder bei Scheibenbruch /-tausch zu zusätzlichen Kosten führen).
Es mag also durchaus richtig sein, dass bei älteren Autos mehr Reparaturen anfallen, aber diese sind, wie wir gerade gesehen haben, wesentlich günstiger als bei neuen Autos. Unterm Strich ist ein altes Auto daher sogar in vielen Fällen günstiger als ein neues.
Meine eigene Erfahrung: Ich fahre seit 12 Jahren einen nun 18 Jahre alten Opel Astra (also Golfklasse). In der gesamten Zeit bin ich mit ca. 75 € Reparaturkosten pro Monat ausgekommen. Darin enthalten sind alle Verschleißteile, TÜV, Service, Inspektionen, Ölwechsel, etc.
Daher rechne ich mit ca. 150 € Kosten bei einem Neuwagen und mit 75 € bei einem Gebrauchtwagen, und das pro Monat.
Wie sieht das bei neuen Elektroautos aus?
Der neueste Schrei unserer Regierung sind ja die Elektroautos, welche gleich mal nochmals mehrere 1.000 bis 10.000 Euro teurer sind als normale Verbrenner. Hier wird zwar dann oft argumentiert, dass dafür die „Spritkosten“ niedriger sind und auch die Wartung weniger Geld verschlingt. Das mag zum Teil sogar zutreffen, aber es gibt meiner Meinung nach mehrere gravierende Nachteile:
Erstens musst du bei der Anschaffung diesen hohen Aufpreis bezahlen. Das bedeutet gleich mal eine höhere Kreditrate, mehr Zinskosten etc. und damit eine noch geringere Sparrate als bei einem Verbrenner.
Zweitens weißt du nicht, welchen Verkaufspreis du später erzielen kannst. Schließlich stellst du dann dem Gebrauchtwagenmarkt ein Auto mit stark veralteter Technik zur Verfügung. Dieses Problem wird sich mit der Zeit von selbst lösen, da auch bei den E-Autos der technische Fortschritt langsam abnehmen wird und damit alle Gebrauchtwagen eine ähnliche Technik wie die Neuwagen haben werden. Aber aktuell ist es eben noch ein Problem.
Drittens kaufst du dir mit dem Akku eine Wundertüte. Du weißt nicht, wie lange er hält, wie viele Kilometer Reichweite du nach mehreren Jahren der Nutzung noch hast. Außerdem hast du ein massives Problem, wenn du einen schwereren Unfall hast. Meistens muss hier zumindest ein Teil, wenn nicht der ganze Akku ausgetauscht werden, da du sonst immer mit einem hohen Risiko der Brandgefahr herumfährst. Und was kostet so ein neuer Akku? Irgendwo zwischen 4.000 und 30.000 €, je nach Kapazität und Hersteller (Quelle). Damit ist aber erstmal nur das Material bezahlt. Oben drauf kommt noch der Einbau. Das kostet dann nochmal 3- bis 4-stellig, also zwischen 100 und 9.999 € im Worst-Case. Ein ganz schönes Risiko, wenn du mich fragst!
Die teure Versicherung
Da Neuwagen sehr teuer sind, sollte man diese immer mit Vollkasko versichern, damit auch im Falle eines selbst verschuldeten Unfalls nicht ein finanzielles Fiasko entsteht. Bei entsprechend alten Fahrzeugen, die nur noch wenig Restwert haben, kann man sich überlegen, ob Haftpflicht nicht auch reicht. Damit muss man zwar das Risiko eines Totalschadens bei einem Unfall selbst tragen, aber das Auto ist ja ohnehin nicht so viel wert.
Je teurer und je hochwertiger ein Auto ist, desto höher ist die Versicherungsprämie, die du zahlen musst. Hier spielen auch die hohen Reparaturkosten, von denen wir oben gelesen haben, eine Rolle. Denn die Versicherung verfügt über einen großen Datenschatz und weiß ganz genau, wie viel normalerweise eine Instandsetzung nach einem Unfall kosten wird. Daher muss man für relativ neue Autos mehr bezahlen als für alte PKW.
Beispiel: VW Golf VI (Baujahr 2009 bis 2012) gegen VW Golf VIII (Baujahr 2019 bis jetzt): 61 gegen 77 € pro Monat (für Haftpflicht und Vollkasko). Einsparpotential von 16 € / Monat. Lässt du die Vollkasko beim alten Golf weg, sparst du nochmal 21 € / Monat.
Die Gesamtkosten
Addiert man nun die Kosten für Wertverlust, Reparaturen und Versicherung und vergleicht diese mit einem Gebrauchtwagen, kommt folgendes Ergebnis heraus. (Ich habe dabei angenommen, dass ein Neuwagen ca. 15 % weniger Sprit verbraucht als ein älterer)
was? | Neuwagen | Gebrauchtwagen |
---|---|---|
Wertverlust | 313 € | 95 € |
Zinskosten | 66 € | 29 € |
Reparatur | 150 € | 75 € |
Versicherung | 77 € | 40 € |
Spritkosten | 85 € | 100 € |
Gesamt | 691 € | 339 € |
Du siehst also: Man kann über 352 € im Monat einsparen, wenn man einfach ein älteres Auto fährt, anstatt immer das Neueste haben zu wollen.
Wenn du dann dein Auto sogar noch viel länger fährst – z.B. bis es keinen TÜV mehr bekommt – kannst du noch viel mehr einsparen, da der Wertverlust immer geringer wird.
Genau diese Strategie verfolge ich momentan mit meinem Opel Astra. Er hat brandaktuell nochmal TÜV bekommen. Die nächsten zwei Jahre sind also wieder abgehakt. Wie viel das inklusive Reparaturen gekostet hat, kannst du im Monatsbericht August 2022 nachlesen.
Der Unterschied über ein ganzes Leben
Was bedeutet es aber nun, wenn du dein ganzes Leben lang ca. 352 € im Monat einsparen kannst und diese Summe in einen ETF-Sparplan auf z.B. den MSCI World investierst?
Wir nehmen hier 40 Jahre Anspardauer an, 352 € pro Monat Sparrate, 1 % Sparplankosten, 0,25 % Verwaltungsgebühr und eine Rendite von 9 %.
Damit wurden dann insgesamt 169.000 € eingezahlt (😳) – die hättest du sonst für deine Autos ausgegeben – und nach 40 Jahren steht eine Endsumme von ca. 1,16 Millionen € (nach Steuer) 🤓. Dieses Vermögen würde übrigens ca. 2.900 € Netto / Monat an Ausschüttungen generieren… Adieu Rentenarmut…
Na, hört sich das sehr spannend an? Ich finde, solche kleinen Entscheidungen können in der Summe einfach riesige Unterschiede im Endvermögen und auch in der Lebensführung und der persönlichen Freiheit machen.
Noch viel krasser wird der Unterschied, wenn du es schaffst, ohne eigenes Auto auszukommen. Wir nehmen einfach mal an, dass du dann eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel in deiner Stadt für 70 € brauchst. Damit kannst du 621 € im Monat sparen. Gleiche Rechnung wie oben ergibt:
Damit wurden dann insgesamt 298.000 € eingezahlt (😳) – die hättest du sonst für deine Autos ausgegeben – und nach 40 Jahren steht eine Endsumme von ca. 2,05 Millionen € (nach Steuer) 🤓. Dieses Vermögen würde übrigens ca. 5.125 € Netto / Monat an Ausschüttungen generieren… Doppelt Adieu Rentenarmut…
Reparatur oder Neukauf?
Oft steht man auch vor der Frage, ob man die teure Reparatur des alten PKWs noch zahlen soll, da die Kosten hierfür höher sind als der Wert des Autos. Die landläufige Meinung ist dann, man solle sich lieber einen neuen fahrbaren Untersatz zulegen anstatt die Reparatur zu zahlen. Ich sehe das anders:
Wenn ich vor der Wahl stehe, 1.000 € für eine Reparatur auszugeben, oder 15.000 € für einen neuen Gebrauchtwagen (ein Neuwagen kommt für mich definitiv nicht in Frage), dann ist die Antwort sehr klar: Ich zahle lieber die Reparatur und lasse die restlichen 14.000 € weiterhin an der Börse investiert. Schließlich bringen diese ca. 420 € Netto / Jahr an passiven Einnahmen und damit schon fast die Hälfte der nötigen Reparatur!
Oft wird auch noch argumentiert, dass ein neues Auto ja so viel weniger Sprit braucht und man damit ja viel sparen würde. Machen wir einfach mal die Rechnung: 15 % Spriteinsparung bei 1.200 € Jahreskosten macht 180 € im Jahr. Damit braucht man über 83 Jahre, bis der Kaufpreis des neuen Autos wieder eingespart wurde. Selbst bei 30 % Einsparung sind es noch über 41 Jahre. Und sogar bei 2.400 € Jahreskosten und 30 % Einsparung wären es noch über 20 Jahre. Ob das ein gutes Argument ist, bleibt euch überlassen…
Wie siehst du das?
Kaufst du dir ein neues oder ein gebrauchtes Auto?
Wie lange fährst du ein Auto?
Hast du überhaupt ein Auto?
Was hältst du von E-Autos?
Spritkosten von 100 Euro beim alten Auto? Ui, das ist ja süß. Wir fahren so ein altes Auto (2007), da sind wir bei 12.000km im Jahr bei 12 Litern / 100 Kilometer und ca. 1,90 Euro bei etwa 2.736 Euro – 228 Euro im Monat.
Wertverlust ist die ersten 2-3 Jahre exponentiell, danach linear. Der Wertverlust von Jahr 3 zu Jahr 4 ist kaum anders als der Wertverlust von Jahr 7 zu Jahr 8. Leider! Wir suchen aktuell ein Gebrauchtwagen, da ist man bei 20-21k dabei bei einem 3-4 Jahre alten Golf Variant oder eben bei 14-15k für einen 10 Jahre alten Golf Variant. Hinweis: Golf 6 sollte man nicht kaufen, da gab es massive Probleme mit Steuerkette, DSG & Co.
Schlussendlich wird es für uns doch ein Stromer. Statt 2.700 Euro Spritkosten sind es ca. 600 Euro Ladekosen Zuhause. Kein Ölwechsel (200 Euro pro Jahr). THG-Quote, geringere Wartungskosten & Co. machen dann in Summe etwa 2.500 Euro geringere Betriebskosten pro Jahr bzw. 25.000 Euro auf 10 Jahre. Wenn der Stromer dann in 10 Jahren wertlos ist – okay. Hat er doch schon 25.000 Euro gegenüber einem Benziner gespart. Der dann in 10 Jahren + Gebrauchtkauf auch nicht mehr viel Wert sein wird (wer kauft 2034 gebrauchte Benziner, wenn das Benzin wegen CO2-Steuer dann mindestens 2,50 Euro kostet!?).
Die geringen Wartungskosten für alte Autos kann ich auch nicht bestätigen. Wir hatten da schon einige Sachen, welche einfach altersbedingt sind. Schau dir einfach mal Gebrauchtwagen ab 12-15 Jahre Alter an bei Privatverkauf. Da wirbt jeder zweite Autoverkäufer damit, dass er ja schon irgendwas um die 4.000 bis 7.000 Euro in den letzten 12-24 Monaten reingesteckt hat, und es jetzt durchrepariert wäre. Mercedes Steuerkette, Audi Ölabstreifringe (erforderte Kompletttausch des Motors), LSPI Probleme bei Ford, Opel & Co., VW Steuerkette, VW DSG, Verkokungen bei allen Direkteinspritzern, …
Hey Xamaios,
vielen Dank erstmal für deinen Kommentar!
Also bei mir sind es tatsächlich so wenig Spritkosten.
Warum?
Ich fahre keine 12.000 km im Jahr, eher so 3 – 4.000.
Dann braucht mein Auto keine 12 Liter sondern 6 – 9 (je nach Anteil Stadt / Land / Autobahn).
Hier kommt es also stark auf das eigene Fahrprofil und auf den eigenen Gasfuß an. Es gibt Leute, die können nur digital fahren (Vollgas oder stark Bremsen) und es gibt Leute, die fahren vorausschauend und brauchen dann weniger Sprit.
Zwecks Wertverlust: Jop, hatte ich so auch geschrieben, dass dann nur noch paar Prozent jährlich verloren gehen.
Die Preise haben sich in den letzten beiden Jahren leider stark erhöht (für gebrauchte Verbrenner) – Denk mal drüber nach, warum das so ist. Sicherlich nicht wegen der hohen Nachfrage nach Elektroautos…
Was du noch verschweigst bei deinem Neukauf: Wie viel mehr kostet denn das Elektrofahrzeug gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner?
Ich bin mir sicher, dass es auch 2034 einen Markt für Verbrenner geben wird. Mit dem Argument von 2,5 € / Liter dürfte bei uns sowieso niemand Auto fahren. Wenn ich da in andere Länder gucke, kostet der Liter nur 1 €…
Zwecks den Reparaturen: Ja klar ist das so, wie von dir beobachtet. Wer verkauft denn alte Autos?
Die, die ständig kaputt sind, werden verkauft.
Die, die super in Schuss sind, werden behalten.
–> Damit kannst du nicht vom Angebot auf den tatsächlichen Zustand aller alten Autos schließen.
Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und Erfolg mit dem neuen Stromer.
Für mich wäre es nichts (lange Ladezeiten, exorbitante Kosten bei Unfällen, hohe Reparaturkosten (Scheinwerfer, etc.), höhere Anschaffungskosten, keine Lademöglichkeit). Aber ist ja nicht jeder gleich ^^
Liebe Grüße,
Manuel
Hab gezwungenermaßen nach Scheidung und alleiniger Hausübernahme klein angefangen. 2 Jahre einen alten Passat (900,- Eur Kauf, 300 Verkauf als Ersatzteillage) gefahren für 30 Eur im Versicherung. Danach hochgearbeitet. Ziel ist es, nicht mehr als 100,- Werverlust im Monat zu haben.
Da alte Autos manchmal spontan zu Fehlfunktionen neigen hatte ich zum Glück noch ein altes Motorrad (ca. 600,- Eur Anschaffung, <50 Eur Jahreskosten + Sprint) als Ausweichfahrzeug.
Würde ich immer wieder so machen.
Natürlich ist es mal toll im Urlaub nen halbwegs modernen Mietwagen zu fahren, aber dass ist die Sache einfach nicht wert. Jünger als 4 würde ich nicht unter Marktbedingungen kaufen und natürlich niemals finanzieren….
Hey John,
vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
Deine Einstellung und Herangehensweise ist bestimmt eine der extremsten, die ich bisher zu Ohren bekommen habe.
Aber damit sparst du vermutlich extrem viel Geld (was an der Börse gut aufgehoben ist).
Wie viele Kilometer hatte das Auto denn und hattest du oft Probleme / Reparaturen?
Liebe Grüße aus Phuket,
Manuel
Auto Frei mein Freund ist Freiheit !
Hallo,
auch hier, danke für deinen Kommentar.
Wie schon beim eBike-Artikel geschrieben, ist dies am Land eher nicht praktikabel.
Würden wir in der Großstadt wohnen, hätten wir aber tatsächlich auch kein Auto mehr 👍
Grüße aus Koh Samui,
Manuel