Was sind geplante ungeplante Ausgaben?
Kennst du das, wenn dein Auto wieder in die Werkstatt muss, weil „ungeplant“ etwas kaputt gegangen ist? Oder die Rechnung für den Service höher ausfällt als du gedacht hast? Oder du absolut „unerwartet“ nach x Jahren einen neuen fahrbaren Untersatz brauchst? Der Urlaub, den du spontan gebucht hast, ist teurer als „erwartet“? Was ist, wenn deine Waschmaschine kaputt geht und du völlig „ungeplant“ eine neue besorgen musst? Dein Smartphone ist schon wieder zwei Jahre alt und schön langsam möchtest du mal ein neues kaufen? Dein Fahrrad hat einen platten Reifen, den du nicht flicken kannst? Das alles sind „unerwartete“ Kosten für einen Ersatz oder Neukauf.
Bestimmt merkst du schon, worauf ich hinaus will. Das Leben ist voller Ausgaben, die auf den ersten Blick zufällig, unerwartet und ungeplant auftreten. Aber ist das wirklich so? Kann man diese Kosten nicht abschätzen und schon in die Budgetplanung mit aufnehmen? Kann man somit ungeplante Ausgaben zu geplanten machen?
Ein Konzept ähnlich der Abschreibung
Wer schonmal eine Bilanz eines Unternehmens gelesen hat kennt bestimmt das Wort Abschreibung (englisch: depreciation). Dabei wird ein Wirtschaftsgut – das kann eine Maschine, ein Gebäude, ein PC oder ähnliches sein – nicht sofort bei der Anschaffung gewinnmindernd in der Bilanz aufgeführt, sondern verteilt über viele Jahre (je nach Wirtschaftsgut bis zu mehreren Jahrzehnten).
Beispiel: ein Unternehmen kauft sich eine Maschine zum Abfüllen von Getränken. Es wird eine Nutzungsdauer von 10 Jahren angenommen. Daher kann jedes Jahr 10 % des Anschaffungspreises als Abschreibung in der Bilanz gewinnmindernd geltend gemacht werden. Nach 10 Jahren ist die Maschine komplett abgeschrieben und wird in der Bilanz mit 0 € geführt.
Dieses Konzept kann man etwas umbauen und so für die bessere private Finanzplanung nutzen.
Wie funktioniert das?
Wir nehmen uns einfach jede Ausgabenkategorie vor und überlegen uns, welche ungeplanten Ausgaben dort auftreten können, bzw. nach wie vielen Jahren wir es ersetzen müssen und wie teuer das ist.
Fangen wir mit dem Auto an: Als erstes nehmen wir an, dass wir ein Auto 10 Jahre lange benutzen werden. Dann überlegen wir uns, wie viel ein neues (gebrauchtes) PKW kosten wird – hier gehen wir von 20.000 € aus. Um auf der sicheren Seite zu sein, nehmen wir weiter an, dass unser jetziges Auto nur noch in die Schrottpresse kommt und uns keinen Verkaufserlös mehr einbringt. (Du kannst diese Annahme gerne durch einen realistischen Verkaufspreis anpassen, falls dein Auto noch nicht so alt ist.)
Beispielrechnung Auto Neukauf: (20.000 € Kaufpreis – 0 € Verkaufserlös) / (10 Jahre * 12 Monate) = 166,67 € / Monat
Anschließend überlegen wir uns, was wir an Service und Reparaturen jährlich ausgeben und teilen die Summe durch 12 Monate.
Beispielrechnung Auto Reparaturen: 900 € / 12 Monate = 75,00 € / Monat
Damit hätten wir grob am Beispiel des eigenen PKW unsere monatlich nötigen Rücklagen berechnet – 166,67 € + 75,00 € = 241,67 € / Monat gesamt.
Diese Rechnung führen wir dann ebenfalls für andere Gegenstände in unserem Leben durch. Am Schluss richten wir einen Dauerauftrag auf ein separates Konto mit genau der Summe, die wir soeben berechnet haben, ein. Das dort gesammelte Geld darf dann nur für die geplanten Zwecke verwendet werden, nicht für irgendwelche anderen Ausgaben. Ich persönlich nenne dieses Konto: Rücklagenkonto.
Vorteile
Welche Vorteile bietet dieses Rücklagen-Konzept?
Planbarkeit
Dadurch, dass du vermeintlich ungeplante Kosten durch eine Abschätzung in monatliche Zahlungen zerlegst und diese auf einem Konto sammelst, machst du diese Ausgaben zwar nicht direkt planbar, aber zumindest ist im Durchschnitt der Fälle die erforderliche Geldsumme schon vorhanden. Man kommt also nicht mehr direkt in Bedrängnis, wie man solche ungeplanten Ausgaben finanzieren kann.
Vergleichbarkeit
Durch diese Herangehensweise kann man verschiedene Optionen bei Ausgaben vergleichbar machen. Zum Beispiel könnte man vor der Wahl stehen, welches Smartphone man sich anschafft. Handy 1 ist zwar erstmal günstiger, aber dafür hat das Handy einen wesentlich geringeren Wiederverkaufswert und muss zudem noch früher ausgetauscht werden als Handy 2, welches dafür im Einkauf viel teurer ist. Trotzdem kann es sein, dass Handy 2 über die gesamte Laufzeit günstiger ist. Dies erfährt man aber erst, wenn man die Zahlen durchrechnet.
Kostenübersicht
Wenn du so deine Kosten schon im Vorhinein abschätzt und die Gelder dafür zurücklegst, kannst du auch ganz exakt ausrechnen, wie hoch deine Lebenshaltungskosten wirklich sind. Denn eine Sonderausgabe von zum Beispiel 1.200 € im Jahr bedeutet einfach 100 € / Monat höhere Durchschnittskosten. Viele vergessen aber solche Ausgaben mitzurechnen und sind am Ende des Jahres dann erstaunt, wie viel Geld sie ausgegeben haben.
Glücksempfinden
Zum Schluss kommt ja immer der wichtigste Punkt (jedenfalls ist er das für mich). Dadurch dass man seine nicht planbaren Ausgaben abschätzt und damit plant, nimmt man sich viel Stress aus dem Leben. Man muss sich nicht darum kümmern, wo man mal schnell eine größere Summe Geld herbekommt, noch muss man sich über solche Sonderausgaben aufregen, da sie ja schon irgendwie geplant waren. Das führt dann nachweislich zu einem höheren Glücksempfinden, da die Ausreißer nach unten ausbleiben. Dies habe ich so auch vor Kurzem im Buch „Quit Like a Millionaire: No Gimmicks, Luck, or Trust Fund Required“ gelesen und kann es auch tatsächlich durch meine Lebenserfahrung bestätigen.
Hintergrund ist der, dass Glücksempfinden nur relativ ist. Das Gehirn gleicht ständig seine Erwartungen mit der Realität ab. Ist die Erwartung geringer gewesen als die Realität empfinden wir Glück. Ist es anders herum, nimmt unser Wohlbefinden ab. Somit bewirkt das Rücklagenkonzept einfach nur, dass unsere Erwartungen schon dahingehend angepasst sind, dass eine Sonderausgabe kommen wird. Wir haben uns mental vorbereitet und daher schmälert sich das eigene Glücksempfinden nicht, wenn die Kosten dann tatsächlich auftreten.
Fazit
Mit der Investition von nur ein paar Stunden kannst du „ungeplante“ Ausgaben sehr einfach in geplante umwandeln. Damit erhöhst du die Planbarkeit, schaffst dir selbst Vergleichbarkeit und hast jederzeit einen Überblick über deine wahren Kosten. Zudem steigerst du maßgeblich dein eigenes Glücksempfinden, und das ist es doch, was wir alle wollen ?
Meine Rücklagen
Zum Schluss gibt es hier noch eine Übersicht über meine eigenen Rücklagenkonten, damit ihr euch einen Überblick über meine Situation verschaffen könnt und Inspiration für eure eigenen Rücklagenkonten sammeln könnt.
Was? | Monatliche Kosten | Jährliche Kosten | Kommentar |
---|---|---|---|
Urlaubsbudget | 375,00 € | 4.500 € | Das wird jedes Jahr mehr werden, da man als zukünftiger digitaler Nomade einfach mehr reist ☺️ |
Auto Neukauf | 180,00 € | 2.160,00 € | Alle 10 Jahre 21.600 € für einen neuen Gebrauchten (wobei ich hier aktuell nicht mehr weiß, ob es nochmal ein Auto geben wird) |
Auto Reparatur | 75,00 € | 900,00 € | Das kommt in etwa hin für meinen 18 Jahre alten Kompaktwagen. Inklusive Service und Verschleißteilen. |
Langfristiger Konsum | 45,00 € | 540,00 € | Hier ist alles dabei von Waschmaschine, Tablet, Handy, Fahrrad, Laptop, etc. (Smartphone bekomme ich aktuell vom Arbeitgeber gestellt). –> Muss mittlerfristig erhöht werden. |
Weltreisebudget | 15,00 € | 180,00 € | Das muss demnächst erhöht werden. |
Gesamt | 690,00 € | 8.280,00 € | Schon eine Stange Geld… |
Wie sieht es bei dir aus?
Wie handhabst du ungeplante Kosten?
Hast du dir Rücklagenkonten eingerichtet?
Welche monatlichen Ausgaben hast du unter dieser Betrachtung?
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